
Ist die Rente ausreichend?
Das Thema Rente scheint für viele Menschen sehr, sehr weit weg zu sein. Deshalb beschäftigen sich nur wenige mit diesem Thema. Ausserdem tut sich das menschliche Gehirn schwer, in so langen Zeiträumen zu denken. Ganz nach dem Motto: „Was in 10 oder 20 Jahren sein wir, kümmert mich jetzt noch nicht…“ Das führt dazu, dass die Zeit verstreicht und „plötzlich“ steht das Rentendasein vor der Tür – ähnlich wie Weihnachten.
Meiner Meinung nach, wird die gesetzliche Rente nicht ausreichen, um den aktuellen Lebensstandard im Alter zu halten.
Bereits jetzt spüren wir die gestiegenen Preise für Lebensmittel und beim Tanken. Strom, Gas und die Mieten werden auch in absehbarer Zeit nachziehen. Diese Preis-Spirale gab es schon immer, nur zur Zeit dreht sie sich schneller. Deshalb ist es wichtig, bereits in jungen Jahren etwas zur Seite zu legen, um das Geld für sich arbeiten zu lassen.
Bei mir sind noch ca. 2 Jahrzehnte Zeit bis zum Beginn meiner Rente. Wenn ich vor 20 Jahren gewusst hätte, was ich heute weiß… Naja, ganz so schlimm ist es nun doch nicht, dennoch spielt Zeit eine wichtige Rolle in unserem Leben. Wir haben nämlich nur ein Leben und die Lebenszeit dafür ist auch noch begrenzt.
In den kommenden 2 Dekaden möchte ich noch mehr dazu lernen und das Geld für mich arbeiten lassen. Wie das geht? Nun, dafür hole ich etwas aus.
Der Rentenbescheid
Die Deutsche Rentenversicherung sendet jährlich einen Rentenbescheid an jeden Arbeitnehmer. Wer hat sich den Bescheid schon mal genau durchgelesen? Ich glaube, das waren die wenigsten.
Meiner Meinung nach liegt das an 2 Dingen:
- Die Formulierungen in den Sätzen ist in „Beamtendeutsch“ geschrieben.
- Bilder sagen mehr als Worte.
Lesen ist eine anstrengende Tätigkeit für unser Gehirn, denn wir müssen das Gelesene erst in Bilder umwandeln. Das können wir erst, wenn wir den Text verstanden haben. Jetzt könnte man meinen, dass die Rentenbescheide absichtlich so formuliert sind, dass wir sie nicht verstehen. So weit möchte ich allerdings nicht gehen.
Was leider nicht eindeutig beschrieben ist, ist die Tatsache, dass unser Geld automatisch weniger wert wird. Jeden Tag. Da keiner wissen kann, um wieviel der Wert unseres Geldes in Zukunft sinkt, wird ein allgemeiner Satz dafür verwendet. Im Rentenbescheid ist das so formuliert:
„… Da die Renten im Vergleich zu den Löhnen künftig geringer steigen werden und sich somit die spätere Lücke zwischen Rente und Erwerbseinkommen vergrößert, wird eine zusätzliche Absicherung für das Alter wichtiger („Versorgungslücke“). Bei der ergänzenden Altersvorsorge sollten Sie – wie bei Ihrer zu erwartenden Rente – den Kaufkraftverlust beachten.“
Deutsche Rentenversicherung, Renteninformation aus 2021
Auf der nächsten Seite gibt es einen Absatz mit dem Titel „Rentenanpassung, Kaufkraft und Inflation“. Dort ist im letzten Satz geschrieben:
„… So werden bei einer Inflationsrate von beispielsweise 1,5 Prozent pro Jahr bei Beginn Ihrer Regelaltersrente 100 EUR voraussichtlich nur noch eine Kaufkraft nach heutigen Werten von etwa 77 EUR besitzen.“
Deutsche Rentenversicherung, Renteninformation aus 2021
Diese Berechnung basiert darauf, dass die Rente im Jahre 2038 beginnt. Leider wird hier nicht von den tatsächlichen Prozenten der Inflation gesprochen. Schauen wir uns mal die Seite von Statista an. Dort sind die aktuellen Inflationszahlen einsehbar.
Aktuell haben wir eine Inflation in Höhe von 7,5% (Quelle: statista, Juli 2022)

Allerdings beschreibt Statista auch nicht eindeutig, was genau in dem „statistischen Warenkorb“ enthalten ist. Jahrelang war z.B. Benzin und Diesel nicht enthalten. Das scheinen sie korrigiert zu haben und Rohstoffe sind nun enthalten.
Auch wenn 7,5% nicht so viel klingt, ist es eine ganze Menge. Das menschliche Gehirn kann sich logarithmische Zahlen nicht vorstellen. Darunter fällt auch der Zinseszins-Effekt und genau dieser greift hier richtig tief in die Taschen der Bürger.
Ein Beispiel: Bei einer (statistischen) Inflation von 7,5% bleiben leider keine 92,5% am Jahresende übrig. (100% – 7,5% = 92,5%) Viele Dinge des täglichen Lebens sind deutlich teurer geworden und kosten momentan teilweise 20%, 30% oder gar 40% mehr als noch vor 2 Jahren. Das lässt sich einfach ausrechnen. Nehmen wir die obige Grafik. Unter der Überschrift steht in Klammern: „(Steigerung … gegenüber Vorjahresmonat)“. Der Vorjahresmonat ist genau der gleiche Monat im vorherigen Jahr. Wenn wir also auf die 7,5% im Monat Juli 2022 schauen, so sind die Preise seit Juli 2021 um 7,5% gestiegen – bezogen auf die Produkte, die auch im statistischen Warenkorb sind. Alle Produkte außerhalb davon werden nicht mitgezählt.
Mit Hilfe des Inflationsrechners habe ich mit durchschnittlich 7,5% Inflation pro Jahr gerechnet.
In meinem Beispiel können wir sehen, wie viel unser Geld in 10 Jahren wert ist.

Als Ursprungsbetrag habe ich 100€ angegeben, denn das ist meiner Meinung nach leichter greifbar. Außerdem läßt es sich auch mit 100% besser vergleichen. Nach 10 Jahren ist unser Geld nur noch knapp die Hälfte Wert: 48,52€. Anders herum betrachtet, benötigen wir in 10 Jahren 206,10€, um uns Dinge zu kaufen, die heute 100€ kosten.
Wie können wir für das Alter vorsorgen?
Für mich gibt es aktuell zwei Alternativen:
- Aktien, ETF, Fonds
- Immobilien
Auch wenn der typische Deutsche sich eher von Aktien fern hält, sehe ich gleich mehrere Vorteile darin, an der Börse zu investieren. Mit relativ geringem Einsatz können schon gute Ergebnisse, sprich Gewinne erzielt werden. Der zeitliche Aufwand ist gering und das Vorwissen, wie Börsenhandel funktioniert, kann innerhalb weniger Monate erlernt werden.
Wer sich in das Thema Aktien nicht so tief einarbeiten möchte, kann alternativ auch in ETFs oder Fonds investieren. Dort sind die Schwankungen weniger und dadurch das Risiko geringer. Allerdings sind dementsprechend auch die Gewinne niedriger. Dafür eignen sich ETFs und Fonds wunderbar als nervenschonende Variante, an der Börse mit seinem Geld weiteres Geld zu verdienen.
Mehr zu diesem Thema in meinem Beitrag Aktien und Was ist ein ETF?
Die Immobilienpreise sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Dazu kommt ein Darlehen, das üblicherweise von einer Bank vergeben wird, um den Kauf zu finanzieren – oft verbunden mit langen Laufzeiten und Zinsbindungen. Hinzu kommt das nötige Eigenkapital, das ja erst mal vorhanden bzw. langfristig angespart werden muss. Auf lange Sicht lohnt sich meiner Meinung nach eine Immobilie, wenn man sie nicht selbst bewohnt. Sobald man sie selbst nutzt, entfällt zwar die Miete, doch die laufenden Kosten, Instandhaltung und mögliche Wertschwankungen bleiben bestehen.
Fakt ist, dass die Rente allein nicht ausreicht, um den Lebensstandard zu halten. Viele Menschen unterschätzen den Faktor Zeit und dass Geld für uns arbeiten kann. Hinzu kommt: Wenn wir mal ganz ehrlich zu uns selbst sind, erkennen wir, dass wir das meiste Geld in unserer Freizeit ausgeben. Und wann haben wir am meisten davon? Wenn wir ins Rente sind…
Deshalb sollten wir frühzeitig vorsorgen – ohne Zwang, ohne Verzicht im Hier und Jetzt. Denn wer heute klug investiert, kann morgen freier entscheiden.
siehe auch: Was sind Dividenden?
Foto: Nathan Anderson von Unsplash