
Journaling
Der Begriff „Journaling“ wird vielfältig verwendet. Die einen sagen Tagebuch dazu, andere nennen es Erfolgsjournal und wieder andere haben vielleicht schon mal vom „5 Minuten Journal“ gehört. Wikipedia beschreibt das Journal unter anderem auch als Notizbuch.
Meine ersten Berührungspunkte waren im Jahr 2002 mit dem sogenannten Dankbarkeitstagebuch.
Allerdings gibt es eine weitere Variante des Journaling, die ich aus Kursen zur Achtsamkeit kenne. Dort geht es nicht um ein bestimmtes Buch, sondern um wenige Fragen, für deren Beantwortung nur ca. Minuten Zeit pro Frage bleibt. Hintergrund ist, dass oft der erste Gedanke derjenige ist, der aus einem inneren Bedürfnis heraus entspringt. Gestartet wird üblicherweise mit einem leeren Blatt Papier. Die Fragen müssen nicht mit aufgeschrieben werden, denn ist es wichtig, den Schreibfluss aufrecht zu halten. Selbst, wenn mir „nichts“ passendes einfällt, so schreibe ich:
„… mir fällt gerade nicht passendes ein …“. Dadurch wird verhindert, das die Gedanken abwandern und ich beim Thema bleibe. Vielleicht fällt mir doch noch das passende (und entscheidende) Detail ein?
Leider zerdenken und zerreden wir heutzutage oft die schnellen ersten Ideen á la „…naja, so gut war die Idee ja nun doch nicht…“.
Das ist sehr schade, denn unser Unterbewusstsein ist viel mächtiger (und schneller), als wir glauben. Das Bewusstsein jedoch braucht Zeit zum Analysieren, Abwägen, Vergleichen, …
Gerade in sogenannten „Brainstormings“ sollte es ja darum gehen, das Gedankengewitter aus den Köpfen aller Teilnehmenden an das Whiteboard zu bringen und erst hinterher zu sortieren und zu bewerten. Leider wird in den meisten Meetings die ausgesprochene Idee oft sofort bewertet und beurteilt, wenn nicht sogar verurteilt. Synergie-Effekte bleiben somit aus…
Eine Unterscheidung der 3 gängigsten Typen gibt es hier:
Tagebuch: Eine Variante des Logbuches, ähnlich wie „Was ist heute alles passiert – gutes wie schlechtes…?“ Es wird einfach alles ungefiltert aufgeschrieben. Diese Variante finde ich nicht hilfreich, weil wir uns dadurch auch die negativen Emotionen und negativen Situationen ins Gedächtnis rufen. Erklärung dazu gibt es weiter unten, wenn ich über die Macht der Gedanken schreibe.
Erfolgsjournal: Ich konzentriere mich auf die Ereignisse und Erlebnisse, die langfristig in die Richtung führen, in die ich auch will. Situationen, die nicht so gut waren, oder hätten besser laufen können, werden unter der Rubrik „was habe ich daraus gelernt“ aufgeschrieben.
5-Minuten-Journal: Diese Variante kenne ich als fertiges Buch mit vorgefertigten Fragen. Sie eignet sich meiner Meinung nach für Menschen, die mit dem Thema „Journaling“ bisher noch keine oder wenige Berührungspunkte hatten.
Es gibt keine Festlegung. Jeder kann „seine“ Art, eines Journals schreiben. Die Kreativen werden es mit Farben und Skizzen verfeinern. Wieder andere kleben Fotos oder getrocknete Blumen neben den Text. Es wird wahrscheinlich so viele Variationen geben, wie „Journal-Schreiber:innen“ 🙂
Im Grunde geht es darum, dass wir uns unsere guten Momente des Tages bewusst machen. Dabei ist es egal, in welchem Format wir das tun. Früher wurde es als Tagebuch bezeichnet, jedoch ändern auch die moderneren Begriffe, wie Journal nichts am Grundprinzip.
Einige Jahre lang habe ich täglich ein sogenanntes Dankbarkeitstagebuch geführt. Dort wurden von mir die Momente, Dinge und Erlebnisse festgehalten, für die ich froh und dankbar bin.
Die Idee habe ich von Pallas-Seminare in 2002 mitgenommen und für mich etabliert. Hintergrund ist das Gesetz der Resonanz, welches besagt, dass das in unser Leben tritt, worüber wir am meisten nachdenken. Wir ziehen durch unsere Gedanken das an, was uns am meisten beschäftigt, uns aufregt oder auch worüber wir uns freuen. Das Unterbewusstsein unterscheidet nicht zwischen positiven und negativen Emotionen. Es möchte nur, dass die „Wünsche“ des Bewusstseins wahr werden. Deshalb wird unbewusst – wie bei einem Magneten – mehr von dem angezogen, woran wir denken.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir bis zu 60.000 Gedanken pro Tag denken. Dazu habe ich einen separaten Artikel geschrieben. Wenn Du mehr darüber wissen möchtest, klicke hier: 60.000 Gedanken pro Tag
Heute geht man sogar von noch mehr Gedanken (teilweise über 70.000 pro Tag) aus. Das ist eine ganze Menge, wie ich finde. Leider sind dabei über 80% jeden Tag gleich. Wir denken also tagtäglich identische Gedankenmuster und wundern uns, weshalb immer wieder bestimmte Dinge in unser Leben treten, die wir schon als vergangen betrachtet haben.
Mit etwas Mathematik sehen wir: 80% von 60.000 = 48.000 Gedanken, die sich täglich wiederholen. Wenn wir noch von 16 Stunden ausgehen, die wir wach sind, so ergibt das 1,2 identische Gedanken pro Sekunde.
Da das menschliche Gehirn hauptsächlich auf negative Erinnerungen zurückgreift und diese mit stärkeren Emotionen verknüpft, denken wir den Großteil negativ. Das war evolutionsbiologisch auch wichtig, denn es war überlebenswichtig, sich an die gefährlichen Tiere und giftigen Pflanzen zu erinnern.
Zurück zum Thema: Je mehr wir uns mit dem beschäftigen, was wir in Zukunft haben oder erreichen wollen, desto eher tritt es auch ein. Für mich gibt es dafür 2 Beispiele:
- Horoskop
- Selbsterfüllende Prophezeiung
Beim Horoskop tritt das ein, woran wir glauben. Ein Beispiel:
Jemand liest am Morgen „sein“ Horoskop des Tages. Er erinnert sich den ganzen tag lang immer wieder, dass heute etwas schlimmes passieren wird. Unbewusst verhält sich dieser Mensch dementsprechend bis … ihm wirklich etwas schlimmes passiert. Also hatte „sein“ Horoskop recht.
Ein anderer Mensch liest das gleiche Horoskop und merkt sich nur die positiv formulierten Teile. Er geht davon aus, dass die positiven Dinge eintreten werden und das strahlt er auch aus. Beide verhalten sich nach dem Prinzip selbsterfüllenden Prophezeiung.
Je nachdem, woran wir die meiste Zeit des Tages denken – und der Großteil passiert automatisch, also un-bewusst – tritt das auch in unser Leben. Das passiert scheinbar ohne unser Zutun, eben unbewusst. Gedanken versetzen Berge.
Mittlerweile habe ich es für mich angepasst und schreibe heute eine andere, abgewandelte Version – allerdings immer noch täglich.
„Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“
Marcus Aurelius
Viele liebe Grüße.
Swen