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ETFs im Detail – Worauf achten?

ETFs im Detail – Worauf achten?

Die Grundlagen über ETFs habe ich in meinem Beitrag „Was ist ein ETF?“ beschrieben. Nun geht es um die Details. Wer sich mit ETFs beschäftigt, stößt recht schnell auf eine große Anzahl an Kürzeln, die sich nicht automatisch selbst erklären. Dieser Beitrag soll dabei helfen, einen Überblick zu erhalten und dadurch die richtigen Entscheidungen treffen.

ETF steht für „Exchange Trade Funds“, was so viel bedeutet, wie „börsengehandelter Fonds“. Bei einem Klassiker, wie dem MSCI World gibt es jedoch nicht „den Einen“ MSCI World, sondern weit über hundert verschiedene.

Als Beispiele nehme ich hier die beiden „iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc)“ und „Xtrackers MSCI AC World ESG Screened UCITS ETF 2C EUR Hedged

Gleich am Anfang des Namen steht der sogenannten Emittenten, das ist der Anbieter. In den beiden Fällen sind das iShares und xTrackers. Der Emittent ist derjenige, der sich Unternehmen nach festgelegten Kriterien aussucht und daraus einen ETF schnürt. Wie bei einem Paket, entscheidet der Emittent, wer in das Paket namens „ETF“ hinein kommt und wer nicht. Weitere bekannte Emittenten sind neben iShares und xTrackers z.B. Luxor, SPDR, Amundi, HSBC, UBS, VanEck, Vanguard und einige mehr.

Meist beschreibt der ETF im Namen, was enthalten ist. Bei zu langen Bezeichnung wird abgekürzt. Etwas englisch hilft bei der Entschlüsselung der Bezeichnungen. Der Teil „MSCI World“ steckt in beiden Beispielen. Bei xTrackers ist sogar noch ein „AC“ zwischen MSCI und World vorhanden. AC steht hier für „All Country“, was bedeutet, dass alle Länder dieser Erde enthalten sein können.

Kürzel

UCITS:
Was immer vorhanden sein sollte, ist das Kürzel „UCITS“. Hierbei handelt es sich um eine Richtlinie der EU (Europäischen Union), damit Vorschriften bei Anlagen in Wertpapieren eingehalten werden. UCITS steht im englischen für „Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities„. Im Deutschen heißt die Richtlinie OGAW und ist die Abkürzung für „Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren“. Bei Bedarf gibt es auf Wikipedia mehr Infos dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/OGAW-Richtlinie

ETF:
Damit gleich erkannt werden kann, ob es sich um einen ETF handelt, ist das Kürzel „ETF“ im Namen enthalten.

USD oder EUR:
Hier wird die Währung angezeigt, in der dieser ETF gehandelt wird. USD steht für US-Dollar und EUR für Euro.

ACC oder DIST:
Wenn im ETF Unternehmen enthalten sind, die Dividenden ausschütten, dann werden diese entweder mit ACC oder DIST dargestellt. Der oben beispielhaft angegebene iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) schüttet die Dividenden nicht aus. ACC steht im englischen für „accumulating“, was so viel bedeutet, wie anhäufen. Teilweise wird auch der Begriff „Thesaurierend“ verwendet. Die Dividenden werden dann nicht aufs Konto überwiesen, sondern bleiben im ETF bzw. in den Unternehmen. Diese können dann damit weiter arbeiten und somit vermehrt sich das Geld bei steigenden Kursen.
DIST steht für „distributing“ und bedeutet ausschütten. Hier werden die Dividenden an den Anleger ausbezahlt und landen (nach Abzug der Steuern usw.) auf den Konto.

ESG:
steht für Nachhaltigkeit. Die Abkürzung EGS kommt aus dem englischen und steht für „Environment, Social and Governance“. Es beschreibt die drei Aspekte, nach denen Unternehmen bewertet werden: Umwelt (E = Environment), Soziales Engagement (S = Social) und nachhaltige Unternehmensführung (G = Governance). Nach einem Punktesystem erhalten die Firmen einen sogenannten ESG-Score, je nachdem, wie gut sie die ESG-Richtlinien einhalten. Ausgeschlossen sind unter anderem Unternehmen von Rüstungsgütern, Waffen, Atomkraft, Kohleförderung, …)

SWAP:
Bei einem SWAP-Geschäft, hält der Emittent das Wertpapier nicht selbst, sondern hat es an einen weiteren SWAP-Emittenten ausgelagert. Dadurch entsteht eine Situation, die aus meiner Sicht schwierig ist. Falls der SWAP-Emittent nicht mehr zahlungsfähig ist, kann auch der Emittent keinen Gegenwert mehr anbieten. Der Anleger ist dann der Dumme und hat zwar für das Wertpapier gezahlt, erhält aber keinen Gegenwert – und keiner der beiden Emittenten ist verantwortlich. Deshalb rate ich von SWAP-Geschäften dringend ab. Sie werden auch als Derivate bezeichnet.

Hedged:
englisch für Absicherung oder Hecke. Diese ETFs sind – mit höheren Gebühren – abgesichert. Dabei werden mehrere Positionen innerhalb des ETF gegeneinander abgesichert. Der Anleger kann damit ruhiger schlafen, denn wenn der Kurs einiger Aktien im ETF fällt, wird der Gesamtkurs des ETF durch die gegenläufigen Positionen (Unternehmen) ausgeglichen.

1C:
Hierbei ist eine sogenannte Anteilklasse bezeichnet. Diese ist je nach Emittent unterschiedlich. Anteilklassen beschreiben unterschiedliche Kategorien von Anteilen. Diese können z.B. Fondsanteile sein und haben eigene ISIN (International Securities Identification Number) und/oder WKN (Wertpapiertkennnummer). Anteilklassen können das Risiko beschreiben. Unterschiede gibt es bei der Ausschüttungsart (thesaurierend, distribuierend), der Höhe der Gebühren (Ausgabeaufschlag, Verwaltungsgebühren, …), sowie Mindestanlagesumme.

Kosten:
Für mich gilt die 1%-Faustregel. Das bedeutet, dass max. 1% pro Jahr Kosten anfallen. Das wichtige Kürzel ist hier: TER (engl: Total Espense Ratio). Übersetzt heißt es soviel wie: Gesamtkostenquote. Diese Kosten werden meistens beim Kauf des ETF fällig. Je nach Emittent, werden diese Kosten vom fälligen Betrag abgezogen. So bleibt weniger Geld für den Kauf von ETFs übrig. Teilweise sind die TER zusätzlich zum Kauf abzuführen. In den TER sind Managementkosten und Vertriebskosten enthalten. Außerdem können Aktienanteile von Unternehmen umgeschichtet werden bzw. verkauft und andere gekauft werden. Diese Kosten sind in den TER enthalten.
Die meisten ETF kosten weniger als 1% pro Jahr. Je größer ein Emittent ist, desto geringere Kosten können anfallen. Mein Augenmerk liegt allerdings auf der Qualität der ETFs und weniger auf den TER.

Replikationsmethode:
Es gibt zwei Replikationsmethoden, wie ein ETF zusammengestellt wird. Physisch und synthetisch. Ziel eines ETF ist es, den Index so gut wie möglich abzubilden. Dabei ist der Emittent bestrebt, so nah wie möglich an dem Index zu sein.
Physisch ist die klassische Methode, die auch von mir fast ausschließlich beachtet wird. Hierbei werden die Aktien (Wertpapiere) des Index wirklich gekauft. Dabei können entweder alle Wertpapiere 1zu1 gekauft werden. Das wird „vollständige Replikation“ genannt. Da diese nicht immer möglich ist, wird oft ein optimiertes Verfahren verwendet. Das sogenannte „Sampling“ kommt mit weniger Wertpapieren (Titeln) aus und bildet nur die großen Unternehmen aus dem Index ab. Damit können z.B. 70% des Index nachgebildet werden, was eine ausreichend hohe Genauigkeit bedeutet.
Die zweite Möglichkeit ist die sogenannte „synthetische Replikation„. Im Gegensatz zur physischen Replikation, enthält der ETF kaum oder keine der Wertpapiere. Sie werden nur abgebildet. Das kann z.B. durch Computerunterstützung geschehen. Dabei werden bereits gekaufte Aktien vom Emittent in einem virtuellen Topf angesammelt. Dieser Topf dient als Abbild des Index und die Wertentwicklung kann somit indirekt auf den EFT übertragen werden. Wenn der Emittent einige der Wertpapiere nicht in seinem Portfolio hat, können diese auch über Tauschgeschäfte von einem anderen Anbieter getauscht werden (sog. SWAP). Dadurch werden Kosten gespart, jedoch wird das Risiko verlagert.

Volatilität:
Aus dem lateinischen: fliegend, flüchtig. Volatilität bezeichnet die Schwankungen der Kurse (Aktienpreise) an der Börse. Je stärker die Schwankungen am Markt, desto höher die Volatilität. Es ist ein Indiz für die Unsicherheit der Anleger. Der sog. VIX (Volatilitäts-Index) zeigt an, wie hoch die aktuelle Schwankung ist und kann z.B. auf TradingView.com > VIX angezeigt werden.
Einzelaktien schwanken meist mehr als ETFs.

Auflagedatum:
Das Datum gibt an, wann der ETF aufgelegt wurde, sprich von Anlegern gekauft werden konnte. Daran kann man erkennen, wie lange es den ETF schon gibt und ob sich der Wert über die letzten Jahre positiv entwickelt hat.

Factsheet:
In diesem Dokument sind wichtige Daten enthalten, die bei der Entscheidung helfen, ob in einen ETF investiert werden soll oder nicht. Dieses wird meist als PDF auf der Seite des Anbieters (Emittent) zum Download angeboten. Dort sind Informationen, wie z.B. Name des Anbieters, Bezeichnung des ETF, das Ticker-Symbol, die ISIN, die WKN, Gesamtkostenquote (TER), Auflagedatum, Börse, Replikationsmethode, Ausschüttung der Dividende, Kursverlauf der letzten Jahre, die ersten 10 Positionen (Aktien) im ETF, Gewinne/ Verluste des ETF in den letzten Jahren, Länder oder Regionen der Unternehmen.
Das Factsheet ist nicht genormt oder vorgeschrieben. Jeder Anbieter hat sein eigenes Format. Dennoch sind sie ähnlich und mit etwas Übung auch verständlich lesbar. Ein weiteres wichtiges Dokument ist das KIID.

KIID:
Das sogenannte „Key Investor Information Document“. Dort sind die wesentlichen Anlegerinformationen enthalten. Es ist neben dem Factsheet auf jeden Fall essentiell für eine gute Entscheidung für oder gegen den Kauf eines ETF. Im KIID ist die Anlagestrategie beschrieben, inkl. wie der Index nachgebildet wird (physisch oder synthetisch), ob SWAP oder Derivate verwendet werden, und wie das Risiko-Ertragsverhältnis ist. Die Gesamtkostenquote (TER) und die Wertentwicklung sind auch aufgeführt und teilweise mit Diagrammen oder Graphen dargestellt.


Am Schluss noch einige Links am Beispiel des:
Xtrackers MSCI World Information Technology UCITS ETF 1C

 Verkaufsprospekt (DE)

 KIID (DE)

 Factsheet (DE)

Beschreibung: Der Xtrackers MSCI World Information Technology UCITS ETF 1C investiert in Aktien mit Fokus Technologie, Welt. Die Dividendenerträge im Fonds werden reinvestiert (thesauriert). Der MSCI World Information Technology 20/35 Custom ermöglicht ein breit gestreutes und kostengünstiges Investment in ungefähr 185 Aktien. 

Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,25% p.a.. Die Wertentwicklung des Index wird im Fonds durch Erwerb der Indexbestandteile nachgebildet (Vollständige Replikation). Der Xtrackers MSCI World Information Technology UCITS ETF 1C ist ein sehr großer ETF mit 1.505 Mio. Euro Fondsvolumen. Der ETF ist älter als 5 Jahre und in Irland aufgelegt. 

Es gibt 13 ETF Sparplan-Angebot(e) bei Online Brokern für den Xtrackers MSCI World Information Technology UCITS ETF 1C. 

siehe auch: Was ist ein ETF? und Was ist eine Dividende?

Viele Grüße und bleiben Sie gesund.

Swen

Photo by Markus Winkler on Unsplash

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1 thought on “ETFs im Detail – Worauf achten?

    • Author gravatar

      Guten Tag! Deine Blogposts zeichnen sich durch eine sorgfältige Wortwahl aus. Könntest du mehr darüber erzählen, wie du deine Sprache auswählst, um eine präzise und dennoch ansprechende Kommunikation mit deinen Lesern zu erreichen? Gibt es bestimmte Wörter oder Redewendungen, die du bewusst einsetzt?

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