
Was genau ist Motivation?
Das Wort „Motivation“ wird heutzutage inflationär verwendet. Meist mit Bildern von sportlichen Menschen, denn da sind die Disziplin und die Ausdauer optisch sichtbar. Die Resultate sprechen für sich. Anders sieht es bei den inneren Werten aus…
In der Schule werden diejenigen ausgegrenzt, denen der Unterrichtsstoff leichter fällt. Sie werden manchmal gehänselt oder gar gemobbt. Das kann sogar dazu führen, dass Kinder absichtlich schlechte Noten schreiben, nur um dazu zugehören und nicht (mehr) ausgegrenzt zu werden. Das Dazugehörigkeitsgefühl ist die wahre Motivation dahinter. Genau genommen handelt es sich um das Motiv.
Sobald das Wort Motivation behutsam an der richtigen Stelle getrennt wird ist schnell erkennbar, dass bei Motiv-ation, im Grunde das Motiv die treibende Kraft dahinter ist.
Im Detail
In der Psychologie wird das Ganze etwas differenzierter betrachtet. Dort steht – vereinfacht gesagt – das Motiv für Bereitschaft zum Handeln, während die Motivation das darauffolgende tatsächliche Handeln ist.
Zusätzlich wird zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation unterschieden. Von extrinsischer Motivation ist die Rede, wenn z.B. eine Belohnung (oder Bestrafung) von Außen (lateinisch: extra-, extro-) durch jemand anderen erfolgt. Die intrinsische Motivation kommt von Innen (lateinisch: intra-) und die Handlung kommt aus einem eigenen Interesse oder einem inneren Antrieb heraus. Hierbei wird keine Belohnung benötigt, denn die Aktivität selbst ist die Belohnung.
Motivation aufrecht erhalten
Was meiner Meinung nach auch in Betracht gezogen werden sollte, ist die Dauer der Motivation. Soll heißen, dass die berühmten Neujahrsvorsätze bereits wenige Tage danach mächtig an Motivation verlieren. Weshalb ist das so?
Ich habe da eine Theorie: Die allermeisten Vorsätze werden am Neujahrsmorgen, also mehr oder weniger kurz nach Mitternacht geschmiedet. Zu dieser Uhrzeit schlafen viele Menschen an den übrigen Tagen des Jahres bereits. Nicht so am 31. Dezember, denn da hält man sich so lange wach, bis das neue Jahr würdig begrüßt werden kann. Ich glaube, dann treffen übermüde Menschen evtl. mit Alkohol und einem emotionalen Glücksgefühl zusammen. Dieser Mix hat etwas euphorisches und lässt uns überschwängliche Ziele setzen. Zu diesem Zeitpunkt glauben wir, dass wir diese Ziele auch erreichen können. Bereits nach dem Aufstehen zur Mittagszeit am 01. Januar kommen erste Zweifel auf. Diese Zweifel krabbeln heimlich den Rücken hinauf und tippen uns auf die Schulter mit den Worten: „…das schaffst du eh nicht, denn es ist viel zu schwer…“ oder „…das haben schon andere vor dir probiert und sind gescheitert…“.
Erfolgserlebnisse sind magisch
Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer, die eigenen Vorsätze einzuhalten. Zumindest als wir sie formulierten, haben wir ja noch daran geglaubt… Des Rätsels Lösung liegt wie so oft in den kleinen Schritten. Wie James Clear in seinem Buch „Die 1%-Methode“ beschreibt, helfen hier ultra-kleine Portionen, die mit Belohnungen verknüpft werden. Damit erleben immer wieder kleine Erfolge, die uns und unsere Motivation aufrecht erhalten. Wir können eine neue – und gute – Gewohnheit erschaffen. Um wirklich langfristig dran zu bleiben (hier die Dauer der Motivation), hilft es auch, eine bereits bestehende Routine mit einer neuen, wünschenswerten zu verknüpfen, also sie zeitlich zusammenzulegen.
Ein Beispiel
Folgendes Beispiel hat mir ein Freund erzählt: Er sollte 3x täglich seine Medizin einnehmen, hat es jedoch öfter mal vergessen (was völlig normal und sogar statistisch belegt ist). Da er meistens 3 Tassen Kaffee pro Tag trinkt – eine früh, eine mittags und eine am späten Nachmittag, hat der das Gewohnte mit dem Neuen zusammengebracht – und es hat funktioniert. Bereits wenige Tage nach seinem Selbstversuch hat er jeden Tag zusammen mit seinem Kaffee die Medikamente eingenommen. Es wurde eine kleine, neue Gewohnheit.
Was steckt dahinter?
Die Motivation hinter diesem Handeln war: Bequemlichkeit, denn er wollte sich nicht mehr über sich selbst ärgern. Das entscheidende war für mich die Verknüpfung zweier Gewohnheiten, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören und doch zum gewünschten Ergebnis geführt haben.
Wir handeln aus den unterschiedlichsten Motiven heraus. So kann es sein, dass uns etwas nervt, oder wir sind frustriert. Etwas stört uns in unserem Leben oder wir regen uns über etwas auf.
Sobald wir dahinter schauen und erkennen, was der wahre Grund ist, dann sehen wir recht schnell, was uns antreibt. Oft sind es unsere Werte und Wertvorstellungen. Diese müssen und werden selten mit denen unserer Mitmenschen übereinstimmen. Jeder hat schließlich andere Erfahrungen in seinem Leben gemacht, die uns geprägt haben. Daraus haben sich Überzeugungen gebildet, die zu Glaubenssätzen werden. Diese wiederum prägen unser Verhalten und unser Denken. Dadurch werden unsere Handlung-Motive und die Motivation gesteuert.
Hier ein paar sehr interessante Fragen, um etwas tiefer in uns zu gehen und hinter die Fassade zu schauen:

Siehe auch meinen Beitrag zu Gewohnheiten
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Foto von Xan Griffin auf Unsplash