Emotionen
Komfort-Zone

Komfort-Zone

Ja, die liebe Komfort-Zone. 🙂 

Sie hält uns in unseren Gewohnheiten, lässt uns jeden Tag das Gleiche tun und beschützt uns damit vor den Gefahren da draussen…

Leider hält sie uns damit auch gefangen – in Routinen, in der vermeintlichen Sicherheit, im Altbekannten. Dadurch können wir nicht wachsen oder uns weiterentwickeln.

Wachstum entsteht nur, wenn wir aus der Komfortzone heraus gehen, etwas anderes machen, Dinge tun, die uns schwer fallen oder Angst machen. Wir überwinden den inneren Schweinehund oder die innere Stimme, die uns im Status Quo halten will. Nur dann haben wir einen Schritt gemacht, der uns fordert. Idealerweise geht dieser Schritt in die gewünschte Richtung und wir entwickeln uns weiter – wachsen daran.
Hinterher sagen wir uns oft: „So schwer war es nun auch wieder nicht…“ oder „Das war leichter als gedacht.“ Nur während wir in der Situation sind, fühlen wir uns unsicher, schwach oder dem Ganzen nicht gewachsen. Von Außen betrachtet sieht alles ganz eindeutig und einfach aus. Dazu fällt mir ein passendes Bild ein: Die Erwartung entspricht oft nicht der Realität:

Erwartungen Realität

Links geht die Erfolgs-Linie von der Idee geradewegs zum Übernacht-Erfolg. Das ist die Sicht von Menschen, die nur von Außen drauf schauen. 

Auf der rechten Seite hingegen ist das innere Bild, die Rückschläge, die damit verbundenen Erfahrungen und das Wachstum. Es ist die eigene Wahrnehmung mit positiven und negativen Emotionen, mit Tüfteln, Ideen sammeln und ausprobieren, mit Erfolgserlebnissen und Rückschlägen, mit Diskussionen bis spät in die Nacht hinein. Das Zusammenspiel aus diesen vielen Punkten heißt dann Lebenserfahrung.

Wie bei dem Beispiel mit der Raupe, die zum Schmetterling wird, braucht es auch hier seine Zeit. Wenn jemand dem werdenden Schmetterling hilft und den Kokon von Außen öffnet, kann der Schmetterling seine Kraft nicht trainieren und ist flugunfähig. Er fällt zu Boden und verhungert oder wird gefressen, weil er nicht fliegen kann.

Etwas zu ändern, das wir jeden Tag auf die gleiche Weise tun, fällt manchmal schwer. Wir sind es gewöhnt und fühlen uns damit gut. Das menschliche Gehirn ist bestrebt, Energie zu sparen – bei jeder Gelegenheit.
In der Steinzeit war es überlebenswichtig, dass so viel Energie gespart wurde, wie nur möglich. Der Grund dafür war so einleuchtend, wie effektiv: Es war nicht vorhersehbar, wann es das nächste Mal etwas zu Essen gab. Das führte dazu, dass unser Gehirn die Automatismen dem bewussten Nachdenken vorzieht. Eine Handlung beispielsweise wird abgespeichert, wenn wir sie nur oft genug ausgeführt haben. Dabei lernt nicht nur das Gehirn, sondern auch die Muskeln lernen bestimmte Bewegungsabläufe. Durch die Wiederholung wird dieses Wissen vertieft und und brauchen nicht bewusst darüber nachzudenken, was wir tun. Wir führen es automatisch aus. Einfach aus dem Gedächtnis heraus – nicht nur im Gehirn, sondern auch im sogenannten Muskelgedächtnis.

Wenn wir etwas Neues lernen oder ausprobieren, dann erscheint uns das ungewohnt. Dieses Unbekannte sorgt für ein Unwohlsein, ein komisches Gefühl. Alles, was anders ist, ist erst einmal eine mögliche Gefahr, die es zu vermeiden gilt. Jedoch können wir nur etwas ändern, indem wir uns ändern – und zwar zuerst.

Eine Beispiel, das ich hierbei gerne nenne, ist folgendes:
Verschränken Sie beide Arme und lassen Sie sie wieder neben dem Körper hängen. Jetzt verschränken Sie beide Arme anders herum. Wenn also vorher die rechte Hand auf dem linken Arm zu sehen war, dann soll jetzt die linke Hand auf dem rechten Arm zu sehen sein und umgekehrt.

arms crossed
arms crossed

… na … ausprobiert?

Das fühlt sich komisch und fremd an, richtig? Es fühlt sich sogar falsch an – und das nur, weil wir es nicht gewohnt sind. Dieses Gefühl soll uns schützen. Der (Selbst-)Schutz vor dem Unbekannten, vor möglichen Gefahren steckt tief im Unterbewusstsein und ist dort verankert. Heutzutage sind die Gefahren jedoch überschaubar und sehr selten lebensbedrohlich. Dennoch hat sich unser Gehirn seit tausenden Jahren dahingehend nicht viel weiter entwickelt und agiert immer noch genauso wie früher. Es will uns also schützen und veranlasst uns zu einem unvorteilhaften Verhalten.

Wie auf dem Bild zu sehen gibt es mehrere Schichten. Diese Schichten können wir uns vorstellen, wie bei einer Zwiebel. Wenn wir uns verändern wollen, beziehungsweise weiter entwickeln wollen, dann geht das nur, in dem wir unsere Komfortzone verlassen.
Dies ist ein wichtiger Schritt und er erscheint auf den ersten Blick unmöglich erreichbar. Ähnlich ist es bei neuen Gewohnheiten und Routinen. Wir können nur neue Gewohnheiten entwickeln etablieren, wenn wir uns deren bewusst werden und sie ändern.

Um mir selbst immer wieder die kleinen täglichen Routinen bewusst zu machen, ändere ich sie aktiv, indem ich sie absichtlich anders mache. Sehr gerne tausche ich die Hände dabei. Beim Zähneputzen tausche ich bewusst die Zahnbürste in die andere Hand und mache alles, was zum Zähneputzen gehört von rechts nach links. Also auch den Wasserhahn mit der anderen Hand betätigen und die Zahnpasta mit der anderen Hand auf die Zahnbürste… Ein Schmunzeln kann (und will) ich mir dabei nicht verkneifen.
Damit begeben wir uns auf völlig neues Terrain, und sind auf einer Stufe mit kleinen Kindern, die die Welt entdecken, sich ausprobieren und dabei lernen.

Jeden Tag einen kleinen Schritt zu machen bedarf keiner oder wenig innerer Überwindung, wenn die Schritte machbar sind. Zu große Schritte auf einmal führen zu Frustration. (Man kann keinen Abgrund in 2 Schritten überqueren…) Falls das Ziel sehr groß ist, dann helfen Zwischenziele, also kleinere Schritte. Diese führen Stück für Stück in die richtige Richtung zum Ziel oder vorerst zum Zwischenziel. Kleine Schritte kosten wenig Aufwand und bringen erst einmal keinen (sichtbaren) Erfolg. Diese Schritte sind sehr wichtig , denn sie dienen unserem Selbstvertrauen. Wenn wir einen Schritt gemacht haben – egal wie groß oder klein er war, dann haben wir eine Erfahrung gemacht. Diese Erfahrungen können wir positiv oder negativ beurteilen beziehungsweise bewerten und daraus unsere Meinung bilden. Es formt unser Selbstbild.

Über die Zeit baut sich aber ein Erfahrungsschatz auf, der zu besseren Entscheidungen führt und somit zu besseren Ergebnissen.

Mit jedem erreichten Zwischenschritt beziehungsweise mit jedem erreichten Ziel vergrößern wir unsere Komfortzone und damit unseren Aktionsradius. In diese vergrößerten Komfortzone hat auch unser Selbst, unser Selbstvertrauen deutlich mehr Platz. Wir wachsen innerlich, wir glauben an uns und wir trauen uns mehr zu.

Auch wenn es manchmal schwer fällt – gerade am Anfang – rate ich, es erneut zu versuchen, bis es klappt. So können neue positive Gewohnheiten und Routinen entstehen.

Bei den Finanzen ist es ähnlich. Aus meiner Sicht ist es hilfreich, jeden Monat 5 – 10 % vom Netto-Einkommen auf ein anderes Konto zu legen. Diese 5 – 10 % können dem Unterbewusstsein helfen, bestehende Glaubenssätze zu verändern. Diese Routine praktiziere ich seit über zwei Jahren und bin jedes Mal sehr stolz und froh darüber, dass die Zahl, die Menge an Geld, die ich zur Seite gelegt habe, stetig steigt. Am Anfang war es etwas holprig, aber es lohnt sich auf lange Sicht.

Bei Aktien ist es bei mir genauso. Ich praktiziere nahezu täglich meine Routine und lese Artikel über Aktien und ETFs. Mehrmals pro Woche, üblicherweise jeden zweiten Tag, investiere ich meine Zeit in die Analyse von Aktien . Mein Schwerpunkt dabei ist die Fundamentalanalyse, denn sie bringt meiner Meinung nach langfristig mehr, weil ich die investierte Zeit nur einmal investiert habe.

Fazit: Wenn wir uns trauen, immer wieder aus der Komfort-Zone herauszutreten, werden wir bemerken, dass es leichter ist, als zu erst gedacht. Es ist weniger beängstigend, als befürchtet und es warten so viele Chancen auf uns, die wir ergreifen können und dürfen.

Viel Erfolg damit und liebe Grüße.

Swen

Mehr zum Thema findest Du in meinem Beitrag „Eins mehr…“ und „Gewohnheiten
Ein gutes Buch zu dem Thema Gewohnheiten ist „Die 1%-Methode“ von James Clear.

Beitragsbild: Photo by Christine Donaldson on Unsplash
Bild „Arme gekreuzt“: Photo by Chase Chappell on Unsplash

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